AUSSTELLUNG

tracks & traces. Spuren des Lebens

„Auseinandersetzungen“ Bleistift und Aquarell, Garn 150 x 180 cm, 2019

 

Eröffnung: 08.11.2019
Ausstellung: 09.11.–15.07.2020

Anlässlich des Jubiläums „160 Jahre Diözesankunstverein“ (DKV) sind nun Bilder von Irma Kapeller (Förderpreisträgerin des DKV des Jahres 1997) aus den Serien „Impressionen einer Stadt“, „imagine“ und „inside“ (alle Latex auf Trägergewebe) zu sehen. Von Iris Christine Aue (Förderpreisträgerin des DKV des Jahres 2011) stammt das Werk „Auseinandersetzung“ aus der Werkserie „telling scars“ („Von Narben erzählen“, Aquarell und Bleistift auf Papier, Garn, 2019).

„tracks & traces – Spuren des Lebens“
Ausstellung mit Werken von Irma Kapeller und Iris Christine Aue
8. November 2019 – Juni 2020
Festsaal, Bischofshof Linz | Herrenstraße 19, 4020 Linz

Besichtigungsmöglichkeit: Sofern keine Veranstaltungen im Bischofshof stattfinden, von Montag bis Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr | Freitag: 8.00 bis 12.00 Uhr.
Es gibt keine Führungen, eine freie Besichtigung ist nach Anmeldung an der Pforte möglich.

Kontakt für Rückfragen: Andreas Kaltseis (0676 87 76 11 02)

Diözese Linz
Diözesankunstverein Linz

Den Dialog von Kunst und Kirche fördern

Auch Dr.in Martina Gelsinger, Obfrau des Diözesankunstvereins und Ausstellungskuratorin, freut sich, dass die Ausstellung zweier Preisträgerinnen des Diözesankunstvereins anlässlich dessen 160-jährigen Bestehens möglich wurde. „Die Verweildauer vor einem Bild beträgt in einem Museum durchschnittlich zwischen 17 Sekunden und drei Minuten – im Festsaal des Bischofshofes, einem Arbeits- und Repräsentationsraum, wird sie deutlich länger sein“, so die Ausstellungskuratorin launig. Anliegen des 1859 gegründeten Diözesankunstvereins sei es, den Dialog von Kunst und Kirche zu fördern. Die Form dieses Dialoges werde vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit und der gesellschaftlichen Entwicklung jeweils neu definiert. Besonderer Brückenbauer sei Günter Rombold gewesen, der von 1991 bis 2003 Obmann des DKV war und den Fokus auf die zeitgenössische Kunst legte. Er sei es auch gewesen, der mit Wolfgang Stifter 1995 den Förderpreis des Diözesankunstvereins ins Leben gerufen habe. Nunmehr seit 24 Jahren werde kontinuierlich jedes Jahr im Rahmen der Sponsionsfeier der Kunstuniversität am Ende des Studienjahres ein Preis an einen Absolventen bzw. eine Absolventin für eine Diplomarbeit verliehen, „die sich durch eine herausragende künstlerische Qualität sowie durch eine religiöse, soziale oder ethische Relevanz auszeichnet“, wie Gelsinger betonte. Zu den FörderpreisträgerInnen zählen mittlerweile renommierte KünstlerInnen wie Katharina Struber, Markus Schinwald, Paul Kranzler, Elisabeth Altenburg, Karin Fisslthaler und Rainer Nöbauer-Kammerer. Mit dem 2001 gegründeten Förderpreis für ArchitekturabsolventInnen der Kunstuniversität Linz wurden u. a. Franz Koppelstätter, Anna Heringer und Tobias Hagleitner ausgezeichnet. Gelsinger würdigte die langjährige und gute Verbindung zur Kunstuniversität Linz, die bei der Vernissage durch Rektorin Mag.a Brigitte Hütter und Vizerektor Univ.-Prof. Frank Louis vertreten war.

Die kürzlich inaugurierte Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc gratulierte dem Diözesankunstverein zum 160-jährigen Bestehen und betonte, es sei nicht selbstverständlich, dass er die Kunstuniversität in dieser Weise unterstütze. Der Förderpreis werde an AbsolventInnen verliehen, also in einer Zeit, in der eine Brücke zum freien Künstlertum geschlagen werde. „Der Preis bedeutet für unsere AbsolventInnen Wertschätzung, gibt Selbstvertrauen und schafft die Möglichkeit, ausstellen zu können. Der Diözesankunstverein hinterlässt Spuren – der beste Beweis dafür sind die beiden Künstlerinnen Irma Kapeller und Iris Christine Aue, die hervorragende Arbeiten und Ausstellungen vorweisen können“, so Hütter. Auch sie betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Diözesankunstverein, die sie sehr schätze und auf die sie sich weiterhin freue.

Spuren des Lebens, die zu Kunst werden

 

Mag.a Anneliese Geyer, Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich, stellte in ihrer Ansprache die beiden Künstlerinnen und deren Schaffen näher vor. Sie betonte, dass die Ausstellung zwei hervorragende künstlerische Positionen vereine, deren Inhalte von hoher Aktualität seien. In den Werken beider Künstlerinnen stehe der Mensch im Mittelpunkt, auch wenn dies bei den ausgestellten Werken nicht auf den ersten Blick zu vermuten sei: „Es geht um Haut, es geht um den Körper, es geht um Verletzlichkeit, es geht um Spuren, die man hinterlässt“, so Geyer. Irma Kapeller beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Abdrücken, Oberflächen und Spuren im Kontext von Materialität und Zeitlichkeit. Abdrücke von Oberflächen werden mit Latex abgenommen, das bei ihren Bildern auf ein Trägergewebe und damit auf Keilrahmen montiert wird. Waren „Haut und Hülle“ als Schutz, Grenze und Ort der Kommunikation der Einstieg in Kapellers künstlerisches Leben, wandte sie sich danach zweidimensionalen Objekten (Hauswände, verwitterten Türen etc.) und Platz-Themen zu. So liefern etwa Hinterhöfe, Auf- und Durchgänge Motive für Kapellers Arbeit – Orte, an denen Menschen Spuren hinterlassen haben. „Risse und Sprünge, Falten und Narben und alles, was diese Erscheinungen im Schlepptau haben, gehören wesentlich zum Werk Irma Kapellers, ja, sie sind ihre Arbeiten“, so Geyer.

Ähnliches gelte auch für Iris Christine Aue, deren Werk „Auseinandersetzung“ aus der Werkserie „telling scars“, „von Narben erzählen“, in der Ausstellung zu sehen sei. „In dieser Werkserie wird reflektiert, was uns im Leben prägt, was uns verändert, verletzt und was – oft innerlich – Narben hinterlässt“, erklärte Geyer. Für „telling scars“ hat Aue die Distel als Motiv gewählt: eine mit Dornen bewehrte, robuste Pflanze, an der man sich verletzen kann, die aber gleichzeitig Heilpflanze ist und sich durch prächtige Blüten auszeichnet. In Bleistift und Aquarell bringt Aue die Pflanze in verschiedenen Ansichten auf Papier, schneidet sie exakt aus und montiert sie auf Papier, das sie fragmentiert, wieder zusammenfügt und verschiedentlich in kleinen Stichen zusammennäht. In den vernarbten Zeichnungen geht es Aue um den Prozess des sorgfältigen Zeichnens, Zerschneidens und somit Zerstörens dieser Zeichnungen und des Wieder-neu-Zusammenfügens. Geyer: „Grundtenor in den Arbeiten von Iris Christine Aue ist das Aufspüren von Störungen in den menschlichen Beziehungen, von feinen Misstönen und Ungleichgewichten, die ein diffuses Unbehagen auslösen.“

Geyer wies darauf hin, dass beide Künstlerinnen bereits Werke im Sakralraum geschaffen hätten: Irma Kapeller die Altarraumgestaltung in der Martinskirche in Attnang-Puchheim, Iris Christine Aue eine künstlerische Intervention zu Beichte/Buße in der Pfarrkirche Neufelden.

Zusammenfassend betonte die Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich: „Wir haben es hier mit zwei Künstlerinnen zu tun, die sich, obwohl sie unterschiedlich arbeiten, andere Materialien verwenden und vom Alter her fast eine Generationen auseinanderliegen, inhaltlich doch an einer Schnittstelle bewegen: Sie verfügen beide über eine hohe Sensibilität für Zwischentöne, für das zutiefst Menschliche – in der Erinnerung und in den unausgesprochenen Augenblicken. tracks & traces: Spuren des Lebens, die hier zu Kunst werden dürfen.“

Text von (be), publiziert am 11.11.2019 auf der Homepage der Diözese Linz

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